SGES 2024: i conflitti che si nascondono dietro le tante buone intenzioni
Vom 27. bis 29. August fand in Winterthur das Swiss Green Economy Symposium SGES 2024 statt. Mehrere Hundert Besucherinnen und Besucher wohnten den Keynotes, Podiumsdiskussionen und Innovationsforen bei. Das Motto lautete: «Konflikte gemeinsam lösen».
Kriege, Klimawandel, Verlust von Biodiversität, aber auch mehr Nachhaltigkeit und Impact: Diese Stichworte waren allgegenwärtig am diesjährigen SGES. Die globalen Probleme, die es zu lösen gilt, sind gewaltig, und allmählich scheint uns die Zeit davonzurennen. Die 17 Nachhaltigkeitsziele der UNO sind zwar immer noch Richtschnur für politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Akteure, doch bei der Umsetzung zeigen sich immer mehr auch Konfliktherde. Nur schon die Abstimmung über die Biodiversitäts-Initiative vom 22. September 2024 ist ein solches Beispiel. Gegner, wie etwa die Landwirtschaft, und Befürworter aus Wissenschafts- und Naturschutzkreisen überbieten sich mit Argumenten pro oder contra. In einer Podiumsdiskussion zeigte Prof. Dr. Michael Schaepman von der Universität Zürich ein weiteres Beispiel für einen (möglichen) Konflikt hinter der Biodiversitäts-Diskussion auf: Die Agrarpflanze Mais etwa ist nicht einheimisch, gilt aber trotzdem als nicht-invasiv, im Gegensatz etwa zum Kirschlorbeer, der als Gartenpflanze inzwischen mit einem Verkaufsverbot belegt wurde. Den Mais zu verbieten käme hingegen wohl niemandem in den Sinn…
Biodiversität noch mehr in den Fokus rücken
Das Thema Biodiversität lieferte am SGES 2024 neue Aspekte. Aufgezeigt wurde, dass man Klimaschutz und Biodiversität nicht isoliert voneinander betrachten darf. Marco Lambertini von der Nature Positive Initiative forderte die Abkehr von «Net Zero» hin zu «Net Positive». Hinter seiner Initiative steht – wie für die CO2-Neutralität – ein zeitlich definiertes Ziel für die Natur, um den Artenverlust aufzuhalten und umzukehren, um die Klimaschutzmassnahmen und die Ziele für nachhaltige Entwicklung zu unterstützen. Stewart Maginnis von der International Union for Conservation of Nature IUCN nahm dabei vor allem Länder wie die Schweiz in die Pflicht: Denn trotz ihrer Bemühungen für den Erhalt von Biodiversität im eigenen Land bleibt der globale Fussabdruck immer noch gross. Es brauche einen Wechsel im Mindset und man müsse die Natur noch mehr in den Fokus rücken, so die Haltung der Podiums-Teilnehmer. Man müsse zunächst aber noch besser verstehen, welchen Einfluss der Mensch auf die Biodiversität hat und darauf aufbauend einen Plan entwickeln, wie dieser Einfluss gesteuert werden könne. Da mag für den aussenstehenden Betrachter durchaus die Frage aufkommen: Haben wir noch die Zeit dazu? Und welche Konflikte müssen wir da in Kauf nehmen? Denn ebenfalls aufgezeigt wurde in der Diskussion, dass jede Regulierung immer auch Auswirkungen hat, die zu Ungleichheiten in der Gesellschaft führen können.
Werkzeuge für die Agenda 2030
Die Schweiz, die sich gerne als Vorbild sieht, wenn es um die Einhaltung von Menschenrechten oder den Schutz der Natur geht, steht allerdings auf dem Weg zur Erreichung der 17 UNO-Nachhaltigkeitszielen nicht da, wo sie stehen sollte. Dies zeigte Daniel Dubas, Delegierter des Bundesrates für die Agenda 2030. «Die Richtung stimmt, aber die Geschwindigkeit nicht», sagte er. Man habe zwar Fortschritte bei der Armutsbekämpfung gemacht, doch bei anderen Zielen komme es zu Stagnation oder gar Rückschritten, so Dubas weiter. Der Bundesrat verfolgt aber weiter die Schwerpunkte Nachhaltiger Konsum, Biodiversität und Chancengleichheit. Daniel Dubas wies auch auf die wichtige Rolle der Wirtschaft hin. Um den Unternehmen Hilfestellung bei der Umsetzung der Agenda 2030 zu geben, wurde vom Bundesamt für Raumentwicklung zusammen mit Partnern eine Toolbox (https://toolbox-agenda2030.ch/de/) entwickelt. Diese wurde 2023 lanciert und hat zum Ziel, vorhandenes Wissen unter Unternehmen zu teilen. Sie richtet sich in erster Linie an Unternehmen, die konkret mehr für den Klimaschutz tun wollen, dabei aber erst am Anfang stehen.
Kreislaufwirtschaft: Akzeptiert, doch es bleibt noch viel zu tun
Nicht fehlen durfte am SGES 2024 auch das Thema Kreislaufwirtschaft, etwa im Zusammenhang mit dem Recycling von Batterien aus Elektrofahrzeugen. Julian Proelss von BASF rechnete vor, dass Elektrofahrzeuge – betrachtet über den ganzen Lebenszyklus – 70 Prozent weniger CO2 ausstossen als Verbrenner. Allerdings sind gerade die Batterien in der Herstellung grosse «CO2-Schleudern», weil sie viele aufwändig abzubauende Metalle benötigen. Mit dem Recycling dieser Materialien würde der CO2-Fussabdruck um 60 Prozent kleiner, so Proelss. Die anschliessende Podiumsdiskussion mit Nationalrat Matthias Jauslin, Rahel Galliker (Vizedirektorin BAFU), Pia Guggenbühl (Branchenverband scienceindustries) und Esther Laabs (WWF Deutschland) zeigte, dass die Kreislaufwirtschaft insgesamt wenig umstritten ist. Unter den Schweizer Unternehmen gibt es gemäss einer vom BAFU und Seco in Auftrag gegebenen Studie diverse Pionier-Unternehmen in Sachen zirkulärer Wirtschaft. Bei einem Grossteil der Unternehmen stehe man aber diesbezüglich erst am Anfang. Pia Guggenbühl: «Es ist ein Aufbruch im Gange» – dies allein schon wegen dem wirtschaftlichen Druck infolge schwindender Ressourcen. Und besteht auch regulatorischer Druck? Ja, denn die EU bringt derzeit ein neues Kreislaufwirtschaftsgesetz auf den Weg. Julian Proelss bedauert aber, dass viele Regularien zum Teil technisch unrealistische Forderungen beinhalten. Umso wichtiger sei deshalb der Dialog zwischen den Anspruchsgruppen, so die einhellige Meinung der Podiumsteilnehmenden. «Der Schutz der Umwelt und der Nutzen für Kunden sollen sich nicht ausschliessen», so die Meinung von Matthias Jauslin hinsichtlich der sich häufig abzeichnenden Zielkonflikte.
Lieferketten: Es geht nicht ohne Partnerschaften
Ebenfalls für «Konfliktstoff» sorgt die Frage nach nachhaltigeren Lieferketten. Das Beispiel von Pacific Jeans aus Bangladesh zeigte, verpackt in reichlich PR, dass Textilherstellung ökologisch, sozialverträglich und dabei gleichermassen ökonomisch funktionieren kann. Das Unternehmen beliefert verschiedene bekannte Bekleidungsmarken, die ihrerseits immer mehr daran interessiert sind, der hiesigen Kundschaft nachhaltig produzierte Textilien anzubieten. Transparenz entlang der Lieferketten ist heute ein Schlüsselfaktor. Doch es gibt dabei auch Probleme, worauf etwa Fabian Waldmeier von Max Havelaar Schweiz hinwies: Viele kleine Kaffeebauern könnten die immer grösseren Anforderungen nur schwer erfüllen und laufen damit Gefahr, als Lieferanten nicht mehr berücksichtigt zu werden. Gefordert sei deshalb eine inklusive Umsetzung von neuen Regulierungen. Und es gehe darum, solche Herausforderungen auch transparent zu machen. Für Transparenz sorgen auch Lieferanten-Audits. Pierre Strub von amfori Switzerland, einem Wirtschaftsverband, der nachhaltige Lieferketten fördert, wies darauf hin, dass man diese auch vermehrt untereinander teilen sollte, um Doppelspurigkeiten zu vermeiden. Auch hier war als Fazit der Diskussion zu ziehen: Es geht nicht ohne starke Partnerschaften, und Nachhaltigkeit gibt es nicht zum Nulltarif. Doch hier besteht bis auf weiteres ein grosses Konfliktfeld: Noch sind nicht alle Konsumentinnen und Konsumenten bereit, diesen Preis zu bezahlen – oder sie sind gar nicht in der Lage dazu.
SGES 2024 zeigt die vielen Facetten von Green Economy
In den 17 Innovationsforen und an den Ständen der über 20 ausstellenden Organisationen wurden viele Fragen, die an der Hauptveranstaltung zum Teil nur «angetippt» werden konnten, vertieft erörtert. Da ging es u.a. explizit um Klimaschutz in KMU und wie diese ihre Mitarbeitenden und Zulieferer davon besser überzeugen können. Einen Schwerpunkt bildete auch die Bauwirtschaft. So standen am Donnerstag, 29. August, die Themen «Gesund und nachhaltig bauen und wohnen» sowie Carbon Capture Prozesse, also das Binden von CO2 etwa in Zement, im Fokus. Denn gerade die Baubranche hat viel Potenzial für die Kreislaufwirtschaft. Aber auch die Logistik, der Nahrungsmittelsektor sowie die Mobilität waren Gegenstand angeregter Diskussionen im «kleinen Kreis».
Insgesamt vermochte das SGES 2024 einmal mehr zu zeigen, dass «Green Economy» viele Facetten hat, deren Zusammenhänge zu begreifen aber nicht immer einfach ist. Deshalb besteht immer noch viel Konfliktpotenzial zwischen verschiedenen Anspruchsgruppen und Partikularinteressen. Diese – eben gemeinsam – zu lösen bleibt nach wie vor ein grosses Ziel.
Ulteriori informazioni: www.sges.ch