Lehrstellen-Angebot im Jahr 2023 möglicherweise kleiner

Die Professur für Bildungssysteme der ETH Zürich erhebt in Kooperation mit der Lehrstellenplattform Yousty regelmässig die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die berufliche Grundbildung in der Schweiz. Die Ergebnisse der neusten Erhebung im September 2022 zeigen ein gemischtes Bild. Während die Lehrabgänger:innen aktuell einen einfacheren Berufseinstieg haben als in den Vorjahren, könnten es die zukünftigen Lernenden möglicherweise schwerer haben, eine Lehrstelle zu finden.

Das Lehrstellen-Angebot dürfte 2023 kleiner sein als noch in diesem Jahr. (Bild: Depositphotos.com)

Der LehrstellenPuls misst die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Lehrbetriebe und ihre aktuellen sowie zukünftigen Berufslernenden in der Schweiz. Die neusten Ergebnisse zeigen die Situation der Berufslernenden im September 2022 und vergleichen diese mit der Situation seit Pandemiebeginn – vor allem mit jener bei der letzten Erhebung im Juni 2022 und jener vor einem Jahr.

Lehrstellen-Angebot ist leicht rückläufig

Die Ergebnisse zeigen: 72 Prozent der Betriebe bieten für den Lehrstart 2023 gleich viele oder mehr Lehrstellen an als für 2022. Zum Vergleich: Im September 2021 waren es noch 74 Prozent der Betriebe.  Die Studienautoren weisen dabei aber darauf hin, dass sich dieses Angebot in den nächsten Monaten noch anpassen kann und der Rekrutierungsprozess von Lernenden in der Westschweiz noch gar nicht gestartet hat. Die zukünftigen LehrstellenPuls-Erhebungen werden zeigen, ob sich dieser Rückgang im Lehrstellen-Angebot bewahrheiten wird und angesichts der steigenden Schüler/-innenzahlen zu einer Herausforderung werden könnte.

Berufseinteiger/-innen mit besseren Aussichten

Erfreulicher sind hingegen die Aussichten für die Berufseinsteiger/-innen: Im Vergleich zu den Vorjahren ist ein höherer Anteil Betriebe der Ansicht, dass der Berufseinstieg in diesem Jahr einfacher ist als vor der COVID-19-Pandemie. Nur noch ein geringer Anteil findet, dass die Situation aktuell schwieriger ist. Konkret: Im September gaben 28% (25% im Juni) der Betriebe an, dass es für Lehrabgänger/-innen aktuell einfacher sei als vor der COVID-19-Pandemie, eine Stelle zu finden. Gleichzeitig waren nur 7% (12% im Juni) der Meinung, dass der Berufseinstieg aktuell schwieriger sei. Insbesondere auch verglichen mit vor einem und zwei Jahren schätzten die Betriebe den Berufseinstieg aktuell als einfacher ein. Im September 2021 gaben noch 32% an, dass es für Lehrabgänger/-innen schwieriger sei als vor COVID-19, eine Stelle zu finden und im September 2020 lag dieser Anteil sogar bei 47%.

Die Ergebnisse seien insbesondere auch deshalb erfreulich, weil die Berufseinsteiger/-innen einen Grossteil ihrer Berufslehre während der Pandemie absolviert hätten, so die Studie weiter. Zu diesen positiven Aussichten passe auch, dass die Lehrbetriebe die zu wählerischen Lehrabgänger/-innen – insbesondere bezüglich Arbeitsbedingungen und Lohn – als die grösste Herausforderung für den Berufseinstieg erachten. Zudem haben die Lehrbetriebe in diesem Jahr verhältnismässig viele Lernende nach dem Lehrabschluss im Betrieb weiterbeschäftigt, allerdings häufig in einer befristeten Anstellung.

Home-Office spielt auch in der Berufslehre eine wichtigere Rolle

Das Home-Office ist trotz Aufhebung sämtlicher Massnahmen ein Bestandteil der betrieblichen Ausbildung der Lernenden geblieben, wie der aktuelle LehrstellenPuls festhält: 6% aller Lernenden verbringen demnach nach wie vor mindestens einen Tag im Home-Office. Dieser Anteil variiert jedoch nach Berufsfeld, wobei beim Spitzenreiter «Informatik» für 29% der Lernenden das Home-Office noch zum Alltag der betrieblichen Ausbildung gehört. Allerdings beschränkt sich das Home-Office bei den meisten Lernenden auf durchschnittlich einen Tag pro Woche. Die Ergebnisse zeigen, dass Home-Office sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Lernenden haben kann. Einerseits haben sich gemäss den Betrieben die Noten des betrieblichen QV bei den schwächeren Lernenden aufgrund von Home-Office verschlechtert. Dies hängt möglicherweise damit zusammen, dass die Lehrbetriebe die Ablenkung als eine der grössten Herausforderungen im Home-Office betrachten. So finden es die Betriebe insbesondere wichtig, dass die Lernenden im Home-Office klare Regeln bezüglich Anwesenheit und Erreichbarkeit haben und sich die Berufsbildner/-innen und Lernenden regelmässig im Büro treffen. Andererseits hat das Home-Office die Soft Skills der Lernenden beeinflusst: Insbesondere die Motivation aber auch die Belastbarkeit der Lernenden hat aus Sicht der Betriebe abgenommen.

Quelle: www.lehrstellenpuls.ch

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