Energie: Europas Industrie verschenkt enormes Einsparpotenzial
Die stark gestiegenen Energiekosten sind für Europas Industrieunternehmen derzeit die mit Abstand grösste Herausforderung, wie eine in 19 europäischen Ländern durchgeführte Studie der Produkt-Innovations-Plattform Aras zeigt. Dennoch belassen es viele Unternehmen bisher bei eher oberflächlichen Einsparmassnahmen. Ein strukturierter Angang ist europaweit hingegen die Ausnahme. Dabei könnten die Unternehmen damit ihren Energieverbrauch halbieren.
LED- statt Glühlampen, abgedichtete Türen oder eine nachträgliche Wärmedämmung für die Werkshalle – diese Massnahmen haben viele Unternehmen als Antwort auf steigende Energiekosten bereits umgesetzt. „Damit ist der erste Schritt zwar getan, aber das grösste Einsparpotenzial liegt noch brach“, sagt Jens Rollenmüller, Geschäftsführer von Aras Deutschland. „Da früher Energiekosten aufgrund des geringen Einflusses zu vernachlässigen waren, konnten sie grob über das gesamte Produktportfolio verteilt werden. Die gestiegenen Preise für Strom, Öl, Gas und Co. zwingen die Unternehmen nun zum Umdenken hin zu mehr Transparenz. Erst wenn ich mir bewusst bin, welche Komponente in meinem Produkt den größten Energieeinsatz verursacht, kann ich diese Komponente auch dahingehend optimieren – und zwar auch für vermeintliche Kleinigkeiten wie beispielsweise die Kunststoffverpackung des fertigen Endprodukts.“ Ein solches systematisches Energie-Audit mit einer genauen Analyse der erfassten Daten ermöglicht den Unternehmen einen noch tieferen Einblick in ihre gesamte Wertschöpfungskette. Die Auswertung aller relevanten Informationen bildet dann die Grundlage für eine energieoptimierte Produktion. Im Vergleich zum Ist-Zustand kann so die Hälfte der eingesetzten Energie eingespart werden.
Digitaler Zwilling statt Excel-Liste
In der Vergangenheit reichten für eine grobe Kostenaufstellung einfache Excel-Listen aus, die jedoch keine genaue Analyse zulassen. „Um alle Kostentreiber transparent aufzudecken, müssen Unternehmen beginnen, auch die Daten für Energie zu erfassen, zu messen und auszuwerten. Auf dieser Basis können Unternehmen einen digitalen Zwilling erstellen oder diesen um die Daten zum Energieverbrauch erweitern. Damit eröffnen sich neue Möglichkeiten: Zum einen erhalten die Unternehmen eine Momentaufnahme des Produkts mit einer Auflistung aller Einzelteile und der damit verbundenen Energiekosten in Echtzeit. Zum anderen können die Betriebe diese Daten beispielsweise in der F&E-Abteilung nutzen, um Optimierungspotenziale bereits in der Konstruktionsphase auszuschöpfen“, sagt Aras-Geschäftsführer Rollenmüller.
Einsparpotenzial aus vorhandenen Daten ermittelbar
Viele der für einen solchen digitalen Zwilling notwendigen Daten würden in den Unternehmen bereits gesammelt, nun müssten diese Informationen sinnvoll verknüpft werden. Angesichts des internationalen Wettbewerbsdrucks drängt der PLM-Experte auf eine rasche Umsetzung: „Egal wie sich die geopolitische Lage entwickelt, die Energiepreise werden nicht mehr auf das alte Niveau zurückfallen. Deshalb muss die Industrie ihre Produktion zeitnah anpassen – und dafür auf schnell konfigurierbare und stabile Softwarelösungen zurückgreifen.
Ein Ansatz, der die Unternehmen auf dem Weg in die angestrebte Klimaneutralität voranbringt und gleichzeitig die Kosten massiv senkt. Denn die Energiekrise stellt für die Betriebe aktuell die grösste Hürde auf dem Weg in die Nachhaltigkeit dar, wie die Aras-Studie „Europas Industrie im Wandel“ zeigt. Mehr als 440 Top-Entscheider aus 19 europäischen Ländern wurden dafür im Auftrag der Produkt-Innovations-Plattform befragt.
Quelle: Aras. Die Studie steht unter diesem Link zum kostenlosen Download bereit.