Was bedeutet eigentlich…«Statement»?

Benno Maggi erklärt in seiner Kolumne «Was bedeutet eigentlich…?» Begriffe aus dem Marketing- und Kommunikationsbereich. Dieses Mal erklärt er das Wort «Statement» und bezieht in diesem Zusammenhang auch gleich Donald Trump mit ein.

Das Wort «Statement» ist bereits selbst eins: Ein Statement. Eine öffentliche Bekanntmachung, Verlautbarung oder Deklaration. Zu irgendetwas. Für irgendetwas. Gegen irgendwas. Abgeleitet ist das Wort vom lateinischen statuere für festlegen, aufsetzen, es fand den Weg über das Französische ins Englische und von da ins Amerikanische.

Aktuell sind auf der politischen Bühne ennet des Atlantiks viele Statements im Umlauf. Vielleicht deshalb hat das Wort den Weg wieder zurück in die alte Welt und ins Deutsche gefunden. Auch bei uns sind gerade viele Statements darüber zu hören und zu lesen, was drüben abläuft. Aber dazu später. In der Umgangsprache unserer Branche hat sich das Wort klammheimlich zu einem verbalen Verkaufsschlager entwickelt. Alles ist plötzlich ein Statement, wenn zum Teil auch ungewollt: Einwort-Headlines, Farbverläufe oder Bewegungsunschärfe bei Kreativen, Aufhebung des Homeoffice, Reframings von Werbeagenturen zu Creative Business Partnern oder die Wiedereinführung von Kurzarbeit und Umwandlung von Arbeitsverträgen in Freelance-Vereinbarungen bei den Agentur-Chefs. Oft sind das aber leider eher Statements der Ratlosigkeit und Hilflosigkeit. Auch ausserhalb der Werbe-Bubble alles ein Statement: Die weissen Turnschuhe, die Hafermilch, der Genderstern und vieles mehr.

Warum wir weniger Statements brauchen

Die Sozialen Medien sorgen dafür, dass wir alles teilen und mitteilen können. Grundsätzlich ja keine schlechte Sache, denn sie sind für alle, solidarisch und liberal. Wenn aber in 20 Jahren Facebook (ja, so lange gibt es das schon) dieses Solidarische längst ins Manipulative gewechselt hat und Egoismus, Narzissmus und Individualismus dominieren, dann scheint etwas schief gelaufen zu sein. Warum können Menschen heute kaum mehr etwas anziehen, essen oder besuchen, ohne dass sie das allen anderen mitteilen müssen?

Das war früher nur wenigen oft sehr speziellen Charakteren vorbehalten. Sie wurden Schwatzbasen, Labertaschen oder Plappermäuler genannt und oft geächtet. Gerade in ländlichen Gebieten, wo die Leute eher wortkarg waren. Und nun sind es gerade diese Gebiete, die in den USA das Zünglein an der Waage der Präsidentschaftswahl waren. Oft ein anonym an der polling station abgegebenes Statement zwar, das vielleicht nicht deckungsgleich mit jenem auf den sozialen Medien ist. Aber eines mit grossem Impact auf das eigene Land und die Welt.

Leider ist die Politik heute geprägt von Statements statt von Staat. Jenem Gebilde, das ursprünglich die Aufgabe hatte, das dauerhafte und geordnete Zusammenleben der in einem bestimmten abgegrenzten Territorium lebenden Menschen zu gewährleisten. Am liebsten auf demokratischen Weg. Aktuell scheint aber eher der autokratische Gedanke allenorts überhand zu gewinnen. Und zwar durch einfache und einprägsame Statements, die oft drei Regeln verfolgen, denen sich auch Trump bediente: immer angreifen, nie ein Fehlverhalten zugeben und immer den Sieg für sich beanspruchen. So zumindest wird der neue Präsident im Film The Apprentice von Ali Abbasi zitiert. Das kann ja heiter werden. Es scheint, als wäre jemand, über den hierzulande alle (ausser vielleicht Roger Köppel) ungläubig den Kopf schütteln, zum grössten Influencer der Welt geworden. Hoffen wir einfach, dass nicht alle Statements zu Actions führen.


Benno Maggi ist Mitgründer und CEO von Partner & Partner. Er lauscht seit über 30 Jahren in der Branche und entdeckt dabei für uns Worte und Begriffe, die entweder zum Smalltalken, Wichtigtun, Aufregen, Scrabble spielen oder einfach so verwendet werden können.

Dieser Beitrag erschien ursprünglich auf markt-kom.com - https://www.markt-kom.com/de/markom/was-bedeutet-eigentlich-statement/

Weitere Beiträge zum Thema