Hybride Sport-BHs, Lockdown-Innovationen und CBD-Zahnpasta: Die Highlights der Folge 6/4 von «Die Höhle der Löwen Schweiz»
Die vierte Folge der Schweizer Höhle der Löwen bot eine spannende Mischung innovativer Ideen: Von einer Onlineplattform für Untervermietungen über multifunktionale Sport-BHs bis hin zu kreativen Bilderrahmen für Kinderzeichnungen. Während einige der vorgestellten Startups die Löwen beeindruckten, stiessen andere auf Skepsis – aber jedes Projekt brachte frischen Unternehmergeist in die Sendung.
TempRent – die Onlineplattform für Untermiete
Salim Moussa aus Brig (VS) präsentierte mit TempRent eine neue Schweizer Online-Plattform für die sichere möblierte Untervermietung auf Zeit. Sein Ziel: den Untermietmarkt zu digitalisieren und vor Betrug abzusichern. Mit TempRent will er eine sichere und einfache Lösung anbieten, indem die Plattform alle Beteiligten rechtsgültig identifiziert und den gesamten Vermietungsprozess digitalisiert. Eine Besonderheit ist die integrierte Mietausfall- und Schadensversicherung. Er bietet den Löwen 15 Prozent des Unternehmens für ein Investment von 150’000 Franken.
Die Diskussion mit den Löwen wird hitzig, vor allem die Immobilienexpertin Anja Graf hinterfragt das Modell kritisch. Sie weist darauf hin, dass die gesetzlichen Regelungen zur Untermiete von Kanton zu Kanton sehr unterschiedlich seien und sich viele Verwaltungen unkooperativ zeigen könnten. Diese Realitäten des Vermietungsmarktes seien grosse Herausforderungen, die das Geschäftsmodell von TempRent erschweren könnten.
Auch Jürg Schwarzenbach versucht das Geschäftsmodell besser zu verstehen und fragt nach der Monetarisierung. Moussa erklärt, dass er seine Einnahmen durch einen Zuschlag von maximal 20% auf die Miete der möblierten Wohnungen generiert. Hier gibt es jedoch Unklarheiten, da Anja Graf meint, dass diese 20%-Regelung nicht in allen Kantonen anwendbar sei. Felix Bertram gibt zu bedenken, dass Vermieter, die ihre Wohnung untervermieten, Schwierigkeiten haben könnten, diesen Zuschlag zu akzeptieren, da sie für die Nutzung ihrer Möbel ebenfalls eine Gegenleistung erwarten könnten.
Mehrere Löwen äussern zudem Zweifel an der Skalierbarkeit des Geschäftsmodells und der noch fehlenden Kundenbasis. Letztendlich konnten die Löwen nicht überzeugt werden, da der Proof of Concept noch fehlt und das Unternehmen erst zwölf Wohnungen auf der Plattform hat. Anja Graf steigt als erste aus, gefolgt von den anderen Löwen, da sie die Chancen von TempRent in der aktuellen Form als nicht überzeugend genug finden. «Was mir fehlt ist der Proof of Content – der Beweis, dass das Geschäftsmodell funktioniert und Gewinne bringt. Und da sind einfach noch zu viele Fragen offen», so Felix Bertram.
Von der Untermiete zur Unterwäsche
Die Deutsch-Amerikanerin Claudia Glass stellt ihren innovativen Sport-BH vor, der nicht nur für sportliche Aktivitäten wie Laufen, sondern auch fürs Schwimmen entwickelt wurde und im Handumdrehen trocknet. Der BH wird mit einer speziellen Bonding-Technologie hergestellt, wodurch er nahtlos ist und ein weiches, angenehmes Tragegefühl bietet. Das Highlight: Der BH besteht aus nachhaltigen Materialien wie biobasiertem Polyamid Garn, das aus Rizinusbohnen gewonnen wird und wasserabweisend ist.
Swijin ist seit Mai 2023 mit einer kleinen Stückzahl auf dem Markt und hat etwa 230 BHs verkauft, die zwischen 80 und 120 Franken kosten. Claudia sucht 200’000 Franken für 5% der Firmenanteile. Die Investoren sind beeindruckt. Vor allem die Kombination aus schneller Trocknungszeit, Komfort und Stabilität überzeugt. Dennoch äussern die Löwen Bedenken hinsichtlich der Unternehmensbewertung und stellen kritische Fragen zur Produktion, zum Markt und zur Exklusivität des verwendeten Materials.
Felix Bertram fragt, was genau die Innovation von Swijin so besonders macht und warum bisher kein anderer Hersteller auf diese Idee gekommen ist. Claudia erklärt, dass die grösste Herausforderung darin bestand, Stabilität und Trocknungsfähigkeit in einem Produkt zu vereinen. Viele Sport-BHs, die eine gute Stabilität bieten, trocknen aufgrund dickerer Stoffe langsamer. Der Swijin-BH löst dieses Problem durch die Verwendung von Polyamidgarn, das sowohl stabil als auch schnell trocknend ist. Er möchte auch wissen, wie Claudias langfristige Vision für Swijin aussieht. Claudia betont, dass sie eine globale Marke von Frauen für Frauen aufbauen möchte. Sie betont, dass viele der grössten Sportmarken von Männern gegründet wurden und es nun an der Zeit sei, dass Frauen innovative Produkte entwickeln, die den weiblichen Körper und seine Bedürfnisse besser verstehen und bedienen.
Schliesslich unterbreiteten die Löwen ihre Angebote und Claudia verhandelte geschickt, um eine Einigung zu erzielen. Jürg Schwarzenbach bot 200’000 Franken für 10%, Lukas Speiser ebenfalls 200’000 Franken für 8%. Roland Brack bot 250’000 Franken für 10%. Claudia verhandelt mit Brack über sein Angebot und schlägt vor, den Anteil auf 8 % zu reduzieren. Daraufhin bietet Roland Brack einen Kompromiss von 9 % an, den Claudia schliesslich akzeptiert.
Ein seltener Anblick – Löwen beim Zähneputzen
Nicht nur Frauen, sondern auch Männer glücklich machen, will die Gründerin des nächsten Start-ups. Es geht darum den Kunden ein strahlendes Lächeln zu schenken, denn die Zahnärztin Dr. Marina Thomas aus Zürich stellte ihre innovative Zahnpasta «Cannabiss» vor, die das CBD-Öl der Cannabispflanze enthält. Das Öl wirkt entzündungshemmend, antibakteriell und soll zudem Zahnfleisch und Kieferknochen stärken. Zusätzlich wurde der Zahnpasta Aktivkohle zugesetzt. Dadurch wird die Zahnpasta schwarz und hat einen leicht aufhellenden Effekt. Das Produkt wird in der Schweiz hergestellt und ist bei Swissmedic registriert. Marina bietet den Löwen 10% Firmenanteile für ein Investment von 100’000 Franken.
Die Löwen testen die Zahnpasta und stellen Marina verschiedene Fragen. Lukas Speiser bemerkt, dass der Cannabis-Geschmack kaum wahrnehmbar ist. Marina bestätigt das, denn die Zahnpasta soll wie jede andere schmecken. Jürg Schwarzenbach möchte wissen, ob es sich um ein Alltagsprodukt handelt, was Marina bejaht, aber einräumt, dass der Preis als hoch empfunden wird. Die Zahnpasta kostet 14.90 Franken, kann aber für bis zu 20 Franken verkauft werden. «Um die Wirkung zu haben, empfehle ich dann, dass man die Zahnpasta zumindest am Abend zu verwenden und tagsüber ein günstigeres Produkt. So hat man trotzdem den Effekt, da die Zahnpasta über Nacht am intensivsten wirkt», sagt Marina Thomas.
Tobias Reichmuth hinterfragt Marinas Engagement, da sie neben der Zahnpasta auch ihre Zahnarztpraxis führt. Ihre Antwort, dass sie die Praxis eventuell abgeben könnte, überzeugt ihn nicht. Er bezweifelt, dass sie die nötige Zeit und Energie in das Unternehmen investieren würde und steigt aus. Lukas Speiser und Roland Brack sehen das Produkt eher als Nischenprodukt. Lukas glaubt, dass die grossen Hersteller wie Colgate und Oral-B den Markt nicht als gross genug erachten, während Roland Zweifel an der Markenstrategie hat.
Aufgrund der hohen Produktionskosten und der Konkurrenz auf dem Markt stiegen die Löwen aus, obwohl sie das Produkt grundsätzlich gut fanden. Felix Bertram lobte Marinas Arbeit, war aber der Meinung, dass die Zahnpasta zu teuer sei, um sie im grossen Stil zu vermarkten. Am Ende bekam Marina kein Investment von den Löwen.
Kann man Löwen mit einer Zuckerpeitsche bändigen?
Chris Eckert will es mit einem Bio-Sirup mit ungewöhnlichen Aromen versuchen. Der gelernte Koch und Gründer präsentiert den Löwen seinen hochwertigen Bio-Sirup, der ohne Zusatzstoffe auskommt und in ungewöhnlichen Geschmacksrichtungen wie Rhabarber-Tonkabohne und Kolakraut erhältlich ist. Unterstützt wird er dabei von Marc Busch, der ihn seit Beginn des Projekts begleitet. Die Zuckersirupe sind vielseitig einsetzbar – ob in Cocktails, Punsch oder als Verfeinerung in der Küche.
Die Idee entstand aus Eckerts Leidenschaft für Kulinarik, Design und Nostalgie. Der Sirup soll nicht nur geschmacklich, sondern auch optisch überzeugen. Seit über 12 Jahren arbeitet Chris an seinem Produkt und vertreibt es heute über verschiedene Kanäle wie Gastronomie, Detailhandel und Grosskunden. Mit einer Investition von 100’000 Franken für 15% seines Unternehmens möchte Chris sein Unternehmen auf das nächste Level bringen.
Die Löwen stellen Chris verschiedene Fragen zur Herkunft der Rohstoffe, zur Produktion und zu den Kosten. Chris legt grossen Wert auf die Qualität seiner Rohstoffe, die er von regionalen Produzenten bezieht. Er betont, dass seine Sirupe natürlich und ohne künstliche Aromen oder Farbstoffe hergestellt werden. Felix Bertram lobt die Optik des Produktes, äussert aber Bedenken bezüglich des Markennamens Zuckerpeitsche, da Zucker im aktuellen Trend negativ besetzt ist. Chris erklärt, dass der Name bewusst polarisieren soll und hebt hervor, dass der Sirup nicht zu süss, sondern ausgewogen ist. Die Löwen sind positiv überrascht, dass die Zuckerpeitsche gar nicht so süss ist, wie der Name vermuten lässt.
Felix Bertram sieht keinen persönlichen Mehrwert als Investor und steigt aus, ebenso Lukas Speiser, Tom Zimmermann und Jürg Schwarzenbach. Anja Graf ist von der Zuckerpeitsche begeistert. Sie sieht in den natürlichen Inhaltsstoffen und dem ästhetischen Ansatz eine passende Ergänzung zu ihren eigenen Gastronomieprodukten. Sie bietet Chris die geforderten 100’000 Franken, verlangt aber 30% Firmenanteile. Nach kurzer Verhandlung einigen sich die beiden auf 25% und Chris verlässt die Höhle mit einem Deal.
Die Löwen wirken skeptisch, kann der Prototyp überzeugen?
Ein Carport, für den man keine Baubewilligung braucht – das wollen die beiden Freunde Daniel Rudin und Patrick Eberling aus Luzern den Löwen verkaufen. Doch die Löwen sind skeptisch. Wie praktisch ist diese Erfindung und stimmt das mit der Baubewilligung? Der Autounterstand besteht aus einer patentierten Netz- und Stangenkonstruktion, die schnell auf- und abgebaut werden kann. Der Unterstand schützt Autos vor Hagel, Sonne, Schmutz und Eis. Da der Carport nicht im Boden verankert wird, ist nach Angaben der beiden Gründer auch keine Baugenehmigung für den Carport erforderlich. Zielgruppe für das Produkt sind vor allem Privatpersonen mit Stellplätzen im Freien, wie sie bei Einfamilienhäusern häufig zu finden sind. Daniel und Patrick bieten den Löwen 15% ihrer Firma für ein Investment von 80’000 Franken.
Lukas Speiser bemängelt den umständlichen Auf- und Abbau des Produktes. Er verweist auf bestehende automatische Lösungen, die per Knopfdruck ein- und ausgefahren werden können und fragt nach dem Vorteil des Oado gegenüber diesen Alternativen. Daniel und Patrick argumentieren, dass sie keine automatischen Systeme kennen, die ohne Verankerung im Boden funktionieren und betonen nochmals, dass der Oado ohne Fundament auskommt und keine Baubewilligung benötigt. Jürg Schwarzenbach sieht den fehlenden Diebstahlschutz kritisch, da das Gestell einfach auf dem Boden liegen bleibt, wenn das Auto weggefahren wird. Daniel und Patrick erklären, dass sich der Unterstand zusammenklappen und sicher verstauen lässt, räumen aber ein, dass die Diebstahlsicherung eine Schwachstelle ist, die sie noch verbessern wollen.
Vor allem Anja Graf ist skeptisch gegenüber der Behauptung der Gründer, dass keine Baugenehmigung erforderlich sei. Sie erzählt von einer eigenen Erfahrung, bei der ein einfaches Zelt vor ihrem Foodtruck von der Gemeinde als problematisch angesehen wurde, obwohl es nicht im Boden verankert war. Graf weist darauf hin, dass es sich hierbei um eine Grauzone handeln kann und dass es stark von der Gemeinde und der Nachbarschaft abhängt, ob solche Konstruktionen toleriert werden.
Am Ende können die Gründer die Löwen trotz aller Bemühungen nicht überzeugen. Die Löwen sehen entweder keinen ausreichenden Markt für das Produkt oder zweifeln an der Umsetzbarkeit.
Der innovative Bilderrahmen für Kinderkunst
Die ganze Wohnung hängt voller Kunstwerke der Kleinen und täglich kommen neue hinzu. Jacqueline Müller und Cengiz Müller haben sich etwas einfallen lassen. Das Gründer-Ehepaar stellt den Löwen ihren Bilderrahmen vor, der speziell für Kinderzeichnungen entwickelt wurde. Der Jamu-Rahmen bietet Platz für bis zu 100 Bilder, die durch ein cleveres Magnet- und Drehsystem kinderleicht ausgetauscht werden können. Die Rahmen werden von Hand in einer sozialen Werkstatt in der Schweiz aus hochwertigem Massivholz hergestellt. Jacqueline und Cengiz haben mit ihrem Produkt bereits einen Umsatz von 500’000 Franken erzielt und möchten ihr Unternehmen weiter skalieren. Sie bieten den Löwen 10% Firmenanteile für ein Investment von 100’000 Franken.
Die Idee entstand während des Lockdowns, als die Beiden nach einer praktischen Möglichkeit suchten, die vielen Kinderzeichnungen ihrer Kinder ordentlich aufzubewahren. Nach einem erfolgreichen Crowdfunding, bei dem 48’000 Franken zusammenkamen, konnten sie ihre ersten 1’000 Rahmen produzieren. Inzwischen haben sie 5’000 Rahmen verkauft, hauptsächlich über ihren Online-Shop.
Die Löwen zeigen sich beeindruckt von der Idee und dem bisherigen Erfolg, sind jedoch skeptisch hinsichtlich der internationalen Skalierbarkeit und des fehlenden Patentschutzes. Die Rahmen kosten je nach Holzart und Grösse zwischen 79 und 109 Franken. Bei einer Marge von rund 55% liegen die Produktionskosten bei rund 38 Franken pro Rahmen. Jacqueline betont, dass die hohe Qualität, die Verwendung von Massivholz und die Produktion in einer sozialen Werkstatt die Kosten rechtfertigen.
Lukas Speiser warnt: «Wenn ihr in Deutschland nicht den gleichen Verkaufspreis erreichen könnt, dann ist eure Marge gleich um einiges kleiner.» Diese Sorgen betreffen insbesondere den Preis und die Zahlungsbereitschaft im Ausland. Cengiz antwortet darauf, dass sie derzeit mit einem zweiten Werk in Deutschland an den Vorbereitungen sind, um dort zu produzieren und die Kosten zu optimieren. Felix Bertram sieht in der Herstellung in einer sozialen Werkstatt und dem nachhaltigen Ansatz viel Potenzial, glaubt jedoch, dass ein Investor nicht der richtige Weg für die Gründer ist. Kein Löwe steigt ein, doch die Gründer verlassen die Höhle mit wertvollem Feedback und der Zusage einiger persönlicher Bestellungen der Löwen.
Hier lässt sich die Sendung anschauen: https://www.oneplus.ch/catalog/1000604