Treuhandbranche im Zeichen von Regulierung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit
An der jährlichen Treuhandtagung des Branchenverbands Expertsuisse vom 17. Mai 2022 in Bern, haben rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der ganzen Schweiz die wichtigsten Trends und Veränderungen in der Branche beleuchtet und diskutiert. Die weiterhin zunehmende Regulierung, eine verstärkte Digitalisierung und der Nachhaltigkeitstrend bestimmen die Entwicklung der Prüfungs- und Beratungsunternehmen in der Schweiz.
Rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Treuhandbranche fanden sich am Dienstag, 17. Mai 2022 im Kursaal Bern zur jährlichen Treuhandtagung von Expertsuisse ein. Dieser Fachverband ist seit 1925 Vertreter und Impulsgeber der Wirtschaftsprüfungs- und Wirtschaftsberatungsbranche und unterstützt den Berufsstand mit verschiedensten Dienstleistungen (Standards, Kompetenzvermittlung, Qualitätssicherung).
Regulierung – intelligent, statt viel
Die Treuhandbranche steht für Dienstleistungen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuern, Buchführung und Wirtschaftsberatung. Im Bereich der Revision ist infolge der Regulierung und Aufsicht eine starke Marktkonsolidierung festzustellen – allein seit 2016 von rund 3’000 auf 2’000 zugelassene Revisionsunternehmen. Es gibt aber gerade im Feld der KMU-Beratung zu finanz- und betriebswirtschaftlichen Fragestellungen interessante Wachstumsfelder. Diese liegen auch in den Trends der Digitalisierung und Nachhaltigkeit begründet, wodurch Finanzprozesse effizienter und – durch die Anreicherung um nicht-finanzielle Informationen – auch effektiver gestaltet werden können. Wünschenswert ist nicht viel oder wenig Regulierung, sondern die richtige Regulierung: «Smart Regulation» hat auch einen positiven Effekt auf die Entwicklungen in der Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Auch der Selbstregulierung kommt eine wichtige Bedeutung zu, wie Daniel Gentsch, Fachbereichspräsident Steuern von Expertsuisse, erwähnt: «Der von Expertsuisse unterstützte Verhaltenskodex Steuern regelt das Zusammenspiel von Steuerpflichtigen, -beratern und -behörden. Deren vertrauensvolle und wirksame Zusammenarbeit ist ein wichtiger Standortvorteil der Schweiz.» Selbstverständlich ist für den Berufstand der Treuhänder/-innen und deren Kunden/-innen auch die Umsetzung des neuen Aktienrechts ein wichtiges Thema.
Digitalisierung in der Treuhandbranche: den Kunden im Fokus behalten
Die Digitalisierung bringt Veränderungen auf verschiedenen Ebenen mit sich. Für die Treuhandbranche sind vor allem die Integration, Automation bis hin zu disruptiven Geschäftsprozessen und -modellen von grosser Bedeutung. Dabei liegen in der Integration von Schnittstellen zwischen Dienstleister und Kunden grosses Potenzial. Auch wenn viele zahlengetriebene Prozesse ein hohes Automationspotenzial aufweisen, wird die Wirtschaftsprüfung und die Beratung auch in Zukunft nicht ohne den Faktor Mensch auskommen. Wichtig ist gemäss Luzia Hafen, Geschäftsleitungsmitglied von Expertsuisse, dass man durch gezielte Interaktion mit Kunden/-innen neue resp. weitere Dienstleistungen erbringen kann, welche die Kunden/-innen gegebenenfalls heute noch nicht als Bedürfnis erkannt haben, aber deren erfolgreiche Unternehmensentwicklung begünstigen. Die Berufsbilder und die Aus- und Weiterbildung werden sich den neuen Trends und Anforderungen anpassen müssen. Hierzu erwähnt Marius Klauser, Direktor von Expertsuisse, ein Beispiel: Die Wirtschaftsprüfungsausbildung von Expertsuisse wird ab 2023 in komplett neuer Form erfolgen: Es werden vermehrt Digitalkompetenzen vermittelt und dies in einer digitaleren Art und Weise – flexibel, wirksam und zukunftsweisend.
Nachhaltigkeit – neue Anforderungen an die Berichterstattung
Die Treuhandbranche ist ein Treiber in den Nachhaltigkeitsentwicklungen, da Nachhaltigkeit – als Trilogie von wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Aspekten – die Berichterstattung und die Unternehmensführung am Verändern ist. Bei Investoren spielen nicht-finanzielle Faktoren aus den Bereichen Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Environment, Social and Governance [ESG]) eine zentrale Rolle bei Investitionsentscheidungen. Ebenfalls nehmen die Erwartungshaltungen vielerorts zu, Nachhaltigkeitskriterien in der Führungsarbeit – von Unternehmensstrategie bis hin zur Berichterstattung – zu berücksichtigen. Gleichzeitig wurden wesentliche Fortschritte bei der Festlegung expliziter Standards und Kriterien für die Klima- und breitere Nachhaltigkeitsberichterstattung erzielt. Die nächsten Jahre dürften zu den bedeutendsten Neuerungen in der Rechnungslegung und Berichterstattung von Unternehmen seit Jahrzehnten führen. Dabei ist nicht auf Regulierung zu warten, sondern die Unternehmen können bereits heute in diesen wichtigen Entwicklungen beraten und unterstützt werden – eine nachhaltige Unternehmensführung ist nur auf Basis von finanzielle UND nicht-finanziellen Informationen möglich, gibt Expertsuisse-Direktor Klauser hierzu bedenken. Dies wurde auch bestätigt durch die mehrfache Verwaltungsrätin Michèle Etienne, welche in ihren Ausführungen an der Expertsuisse Treuhandtagung Diversity als strategischen Erfolgsfaktor für Unternehmen positioniert – auch mit Blick auf die Treuhandbranche: «Nachhaltig erfolgreiche Treuhandunternehmen sind ihre Führungs- und Karrieremodelle am Verändern.»
Quelle und weitere Informationen: www.expertsuisse.ch