Die Top-Risiken in Unternehmen: Cyberattacken und Betriebsunterbrüche

11. Auflage des Allianz Risk Barometers: Cyber, Betriebsunterbrechung und Naturkatastrophen sind weltweit die Top-Risiken in 2022.

Die Gefahr lauert im Netz: Cyber ist unter den Top-Risiken auch für Schweizer Unternehmen die Nr. 1. (Bild: Pixabay.com)

Fast täglich lesen wir in den Medien von Cyberattacken durch Kriminelle, die erheblichen Schaden anrichten und sogar zu Produktionsfällen führen. Die Furcht der Unternehmen, selbst Opfer einer solchen Attacke zu werden, steigt. Das zeigt auch das Allianz Risk Barometer, für das weltweit rund 2’700 Experten in 89 Ländern und Territorien zu Top-Risiken befragt wurden. Zu den Befragten gehörten u.a. CEOs, Risikomanager, Makler und Versicherungsexperten. So sind Cybervorfälle das Toprisiko für Unternehmen (44 % der Antworten), Betriebsunterbrechungen belegen weltweit den zweiten Rang (42 %), während Naturkatastrophen auf den dritten Rang vorgestossen sind (25%, Vorjahr Rang 6).

Resilienzfähigkeit entwickelt sich zum Wettbewerbsfaktor

Je nach Branche werden die Risiken naturgemäss etwas anders gewichtet. Es fällt aber auf, dass Betriebsunterbrüche global in mehr als der Hälfte der untersuchten Branchen als Risiko Nr. 1 genannt wurden (in 11 von 20 Sektoren), während Cyber in „nur“ fünf von zwanzig Branchen zuoberst rangiert. „Störungen des Betriebes werden wahrscheinlich auch 2022 das wichtigste Risikothema bleiben“, fasst Christoph Müller, CEO von AGCS, die diesjährige Befragung zusammen. „Für die meisten Unternehmen ist die grösste Angst, ihre Produkte nicht herstellen oder ihre Dienstleistungen nicht erbringen können. Im Jahr 2021 kam es zu Unterbrechungen in noch nie dagewesenem Ausmass, die durch verschiedene Auslöser verursacht wurden: Lähmende Cyberangriffe, die Auswirkungen zahlreicher klimawandelbedingter Wetterereignisse auf die Lieferkette sowie pandemiebedingte Produktionsprobleme und Transportengpässe verursachten verheerende Folgen. Dieses Jahr verspricht nur eine allmähliche Entspannung der Lage, obwohl weitere Probleme im Zusammenhang mit Covid-19 nicht ausgeschlossen werden können. Der Aufbau von Widerstandsfähigkeit gegen die zahlreichen Ursachen von Betriebsunterbrechungen wird zunehmend zu einem Wettbewerbsvorteil für Unternehmen.“ Laut Euler Hermes Global Trade Report ist voraussichtlich bis ins zweite Halbjahr 2022 mit weiteren Störungen in der globalen Supply Chain zu rechnen.

Top-Risiken in der Schweiz: Cyber auf Rang 1

In der Schweiz dominieren ebenfalls Cyber-Vorfälle (Platz 1 mit 61%) und Betriebsunterbrechung (Platz 2 mit 57%) das Ranking. Auf Platz 3 folgen Marktveränderungen, etwa hervorgerufen durch Volatilität, verstärkten Wettbewerb/neue Wettbewerber, stagnierende Märkte oder Marktschwankungen (25%). Hier dürfte gemäss Einschätzung der Allianz auch die Unsicherheit auf politischer Ebene eine Rolle spielen: Das fehlende Rahmenabkommen mit der EU, ungelöste Probleme im Zusammenhang mit dem Brexit oder auch die Währungspolitik würden in Unternehmen zu einer Art „Gefühl der Ohnmacht“ führen, wie Christoph Müller ausführt.

Im Zusammenhang mit dem Cyber-Risiko sieht Christoph Müller besonders „doppelte Erpressungstaktiken“ als besorgniserregend an: Immer öfter beschränken sich Cyberkriminelle nicht nur auf das Erpressen von Lösegeld nach Verschlüsselung von Daten, sondern drohen nachfolgend auch mit Veröffentlichung sensibler Daten, wenn nicht nochmals gezahlt werde. „Ransomware ist zu einem grossen Geschäft für Cyberkriminelle geworden, die ihre Taktiken verfeinern und die Einstiegshürden senken – für die Ausführung eines Angriffs braucht es kaum noch technische Kenntnisse, die entsprechenden Werkzeuge können bequem im Netz gebucht werden. Die Kommerzialisierung der Internetkriminalität macht es einfacher, Schwachstellen in grossem Stil auszunutzen. Wir werden mehr Angriffe auf Lieferketten und kritische Infrastrukturen erleben“, erklärt Ivo Heeb, Underwriting Experte Financial Lines bei der AGCS in der Schweiz.

Neu bei den Top-Risiken: Fachkräftemangel

Grösster Aufsteiger bei den Top-Risiken ist neben Marktveränderungen der Klimawandel (Platz 5 mit 17 %). Neu in den Top-Ten sind das Risiko von Fachkräftemangel, das auf Platz 7 rangiert (12%), sowie die Sorgen vor dem Ausfall kritischer Infrastruktur (Platz 9 mit 11 %) und Reputationsverlust (Platz 9 mit 11 %). Die Sorgen vor Covid-19 oder einer anderen Pandemie beschäftigen die Unternehmen deutlich weniger als noch 2021 (Platz 6 mit 15%).

Gemäss dem aktuellen Allianz Risiko Barometer sei die Gewinnung und Bindung von Arbeitskräften selten so schwierig gewesen wie heute. Die Befragten stufen dies als eines der fünf größten Risiken in den Bereichen Ingenieurwesen, Bauwesen, Immobilien, öffentlicher Dienst und Gesundheitswesen und als grösstes Risiko im Verkehrssektor ein. Gerade die Pandemie habe bei vielen Arbeitnehmenden und auch bei Arbeitgebern zu einem Umdenken geführt, so Ivo Heeb. Der Wegfall von Aufträgen und Schliessungen, aber auch eine gestiegene Arbeitsbelastung hätten in einigen Branchen zu einer Abwanderung von Arbeitskräften geführt. Viele haben sich beruflich neu orientiert oder suchen Stellen mit einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die Folge: Wo es zu einer wirtschaftlichen Erholung nach der Pandemie kommt, fehlen nun kurzfristig die Fachkräfte.

Betriebsunterbrechung bleibt Toprisiko

Aber auch Betriebsunterbrechung bleibt für Unternehmen ein beherrschendes Thema. In einem Jahr, das von weit verbreiteten Unterbrechungen geprägt war, ist das Ausmass der Schwachstellen in modernen Lieferketten und Produktionsnetzen offensichtlicher denn je. Neben Cybervorfällen sind auch die Auswirkungen der zunehmenden Abhängigkeit der Unternehmen von der Digitalisierung und die Verlagerung der Arbeit in die Ferne wichtige Ursachen. Naturkatastrophen und Pandemien sind nach Ansicht der Befragten die beiden anderen wichtigen Auslöser für Betriebsunterbruch. „Die Pandemie hat das Ausmass der Vernetzung in modernen Lieferketten aufgezeigt und verdeutlicht, wie an sich unzusammenhängende Ereignisse zusammenkommen und weitreichende Ausfälle verursachen. Zum ersten Mal wurde die Widerstandsfähigkeit von Lieferketten auf globaler Ebene auf eine harte Probe gestellt“, sagt Christoph Müller, CEO der AGCS in der Schweiz.

Quelle und weitere Informationen: www.agcs.allianz.com

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