Unternehmerinnen in einer digitalen Welt: Chancen und Herausforderungen
Welche besonderen Chancen und Herausforderungen entstehen für Frauen, die sich mit digitalen Geschäftsmodellen selbständig machen? Ein Forschungsteam der Hochschule Luzern hat die Möglichkeiten untersucht, die sich für Unternehmensgründerinnen durch die Digitalisierung eröffnen.
Frauen, die sich mit einem digitalen Geschäftsmodell selbstständig machen, tun dies nicht primär, um zeitlich und örtlich flexibel arbeiten zu können. Doch nutzen und schätzen sie diese Vorteile enorm, denn durch die Vielfalt an Möglichkeiten sowie den hohen Grad an Selbstbestimmung können die Unternehmerinnen ihre Ambitionen kreativ mit ihrem persönlichen Lebensentwurf in Einklang bringen.
Unternehmerinnen wollen Sinnhaftes tun
Als Grund, sich selbstständig zu machen, nennen viele Frauen die Freiheit und die Sinnhaftigkeit, die sie mit dem eigenen Unternehmen verbinden. Und die sie auch motivieren dranzubleiben, wenn die Herausforderungen grösser werden. So waren sich alle befragten Frauen
einig: Der Schritt in die Selbständigkeit hat sich gelohnt. Dies ergab die Studie «Digital Female Founders», die von einem interdisziplinären Forschungsteam aus den Departementen Wirtschaft, Soziale Arbeit und Technik & Architektur der Hochschule Luzern durchgeführt wurde. Die Forschenden haben untersucht, welche Beweggründe, Eigenschaften und Kompetenzen Digital Female Founders mitbringen, welchen Weg ihr Unternehmen von der Idee über die Gründung bis zur Gegenwart genommen hat. Zudem wollten sie wissen, welchen Herausforderungen sie dabei begegnet sind, welche Förder- und Unterstützungsangebote sie genutzt haben und welche sie sich zusätzlich gewünscht hätten.
Finanzierung bleibt immer ein Thema
Die Frage der Finanzierung beschäftigte die Gründerinnen kontinuierlich, aber unterschiedlich stark. Auch wenn einige eine Eigenfinanzierung bevorzugen, gehen sie bei Bedarf auch die Fremdfinanzierung proaktiv an. Die Kombination aus vorsichtigem, risikobewusstem Agieren mit dem nötigen Mut im richtigen Moment erwies sich in den untersuchten Start-ups als nachhaltig und erfolgreich.
Neben diesen positiven Erkenntnissen beleuchtet das Forschungsprojekt aber auch kritische Aspekte bei Finanzierungs- und Investitionsfragen: Frauen werden nach wie vor häufig mit Gender-Stereotypen und strukturellen Ungleichheiten konfrontiert. Dadurch sind sie bei der Erschliessung von Investitionskapital deutlich benachteiligt, wie auch die internationale Forschung klar zeigt. Mit einem weiteren Projekt «Funding Female Founders» entwickelt die Hochschule Luzern deshalb Massnahmen, die Gründerinnen den Zugang zu Investitionskapital erleichtern. Die Forschenden haben für ihre qualitative Studie zehn Gründerinnen befragt und die Interviews vor dem Hintergrund der internationalen Forschungsliteratur analysiert. Bei der Auswahl stand das Ziel im Zentrum, ein breites Spektrum von Digital Female Founders in der Schweiz abzubilden. So waren Einzelunternehmerinnen genauso vertreten wie Gründerinnen von hochtechnologischen Start-ups mit über zehn Mitarbeitenden und von global agierenden Firmen; sehr junge Unternehmen genauso wie solche, die bereits seit über zwölf Jahren am Markt sind.
Monatliche Veranstaltungsreihe
In der Befragung zeigte sich, dass die Digital Female Founders den Erfahrungsaustausch mit Frauen, die ähnliche Projekte haben, schätzen würden, und sich auch wünschen, dass inspirierende Vorbilder sichtbar werden. So entstand aus dem Forschungsprojekt eine monatliche Veranstaltungsreihe, die am 25. März startet, die Female Founders Luncheons.
Das Projekt Digital Female Founders wurde vom interdisziplinären Themencluster «Digitale Transformation der Arbeitswelt» der Hochschule Luzern und Smart-Up, dem hochschuleigenen Förderprogramm für Start-ups, finanziert.
Quelle: Hochschule Luzern. Weitere Informationen: www.fundingfemalefounders.ch. In der Printausgabe 3/2021 des ORGANISATOR wird in einem Fachartikel die Thematik „Female Founders“ eingehend beleuchtet. Die Ausgabe ist hier erhältlich.