Erste Vergabe des Phoenix Award an H. Rüetschi AG und Distillerie Morand
Der Phoenix Award für langfristiges Schweizer Unternehmertum wurde in diesem Jahr erstmals vergeben und ehrt Schweizer KMU, die ihre Nachfolgeregelung seit mindestens einem Jahrhundert meistern. Ihnen sollen auf diese Weise die Sichtbarkeit und die «Bühne» gegeben werden, die sie verdienen. Dieses Jahr ausgezeichnet wurden die Distillerie Morand in Martigny und die H. Rüetschi AG in Aarau.
KMU, die über so lange Zeit für ihre Nachfolge und damit ihren Erhalt erfolgreich gesorgt haben, mussten bereits mehrere Krisen wie Weltkriege und Wirtschaftskrisen überwinden und sich wie der «Phoenix aus der Asche» neu erheben. Im Fokus als potenzielle Preisträger stehen daher Schweizer KMU, die in diesem Jahr 100 Jahre im Handelsregister eingetragen sind. Aus diesen Unternehmen ermittelten eine Fach-Jury und ein Jury-Beirat mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Unternehmertum und Medien die Preisträger des Phoenix Award in den Kategorien „Innovation/Disruption/Erneuerungsfähigkeit“ und „Wirkung und Leistung als Team“. Ins Leben gerufen wurde der Preis von der seit 2018 bestehenden Initiative Nachfolgebus.ch, einer in dieser Form bisher einzigartigen Informationskampagne für KMU-Unternehmer*innen rund um das Thema Unternehmensnachfolge. Der ORGANISATOR begleitet diese Initiative als Medienpartner.
Distillerie Morand: Für Teamleistung und soziale Verantwortung geehrt
In der Kategorie „Wirkung und Leistung als Team“ fiel das Votum von Jury und Jury-Beirat auf das 1889 von Louis Morand gegründete Unterwalliser Familienunternehmen unter anderem aufgrund seiner sozialen Verantwortung, mit der es lange der Zeit voraus war und diese bis heute umfassend wahrnimmt. Dazu gehören der in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts von André Morand für seine Mitarbeitenden eingerichtete Vorsorgefonds. Seit 2015 beschäftigt das Unternehmen Menschen mit geistiger Behinderung. In Zusammenarbeit mit der FOVAHM (Fondation valaisanne en faveur des personnes handicapées mentales) wurden 16 Arbeitsplätze in einer integrierten Werkstatt in den Bereichen Etikettierung und Verpackung eingerichtet.
Weiterhin wesentlich für den Zuspruch des Preises durch Jury und Jury-Beirat waren die über 100-jährige Konstanz im Produktportfolio bei parallel steter Entwicklung überzeugender Produktinnovationen. «Wir sind stolz auf diese unerwartete Auszeichnung, die unser gesamtes Team ehrt. Eine wirklich schöne Anerkennung und Bestätigung für unsere Arbeit, das Familienunternehmen und unsere Strategie – und eine inspirierende Motivation, weiterhin dran zu bleiben», freute sich Fabrice Haenni anlässlich der Preisübergabe am 20. Oktober 2020.
Überzeugend in «Innovation, Disruption und Erneuerungsfähigkeit»: H. Rüetschi AG
Einen Phoenix Award entgegennehmen durfte auch die H. Rüetschi AG in Aarau. Dieses Unternehmen besteht seit 1367, also seit mehr als 650 Jahren und gehört damit zu den fünf ältesten noch bestehenden Firmen der Schweiz. Die Jury erachtet deshalb die H. Rüetschi AG als besonderes Beispiel für nachhaltiges Unternehmertum, da hier der Fokus nicht primär auf Wachstum liegt. Vielmehr ist es dem Nischenplayer gelungen, dank erfolgreicher Diversifikation, Innovation und Marktentwicklung ein altes Handwerk über mehr als sechs Jahrhunderte zu erhalten und die Transformation zum modernen KMU zu vollziehen. Die Bereitschaft zu Disruption und Innovation ist seit mehr als sechs Jahrhunderten in der Unternehmens-DNA verankert. Was als Glockengiesserei 1367 begann ist heute ein in Kunst- und Industrieguss, Kirchturm- und Geläutetechnik, Kirchen- und Gebäudeautomatisierung sowie Forschung und Entwicklung diversifiziertes Unternehmen mit 45 Mitarbeitenden aus 14 verschiedenen Berufsgruppen.
René Spielmann, Inhaber und Geschäftsführer der H. Rüetschi AG: «Wir sind stolz auf diese unerwartete Auszeichnung, die unser gesamtes Team ehrt. Der Preis ist eine ausserordentliche Anerkennung für unsere konsequent zukunftsorientierte Ausrichtung, unseren Forschergeist und die enge Zusammenarbeit verschiedener Generationen und Berufe. Mich persönlich freut es sehr, dass der Phoenix Award der erfolgreichen Unternehmensnachfolge gewidmet ist, denn diese ist mir ein besonderes Anliegen.»
Phoenix Award als weiterer Höhepunkt einer notwendigen Initiative
Der dieses Jahr erstmals vergebene Award versteht sich als weiterer Baustein einer notwendigen Initiative zum Thema Nachfolgeregelung. Denn täglich schliessen in der Schweiz 14 KMU aufgrund einer fehlenden Nachfolgelösung. Carla Kaufmann, erfahrene Expertin im Bereich der Unternehmensnachfolge, beobachtete diese negative Entwicklung in den vergangenen acht Jahren. Da Zuschauen bekanntlich nichts verändert, initiierte sie den Nachfolgebus. Mit 15 versierten Expertinnen und Experten tourte die Inhaberin der Companymarket AG in 2018 erstmals quer durch die Deutschschweiz und bot KMU-Unternehmern kostenlose qualifizierte Gespräche rund um den gesamten Nachfolgeprozess. Insgesamt machte der Nachfolgebus in 2018 und 2019 in 14 Städten in der Deutschschweiz Station und es wurden 300 Stunden persönliche Gespräche der Nachfolgebus-Expertinnen und -Experten» mit KMU Unternehmern geführt. Nach zwei Jahren «on Tour» hat die Initiative Nachfolgebus ein erstes Etappenziel erreicht: die dringend erforderliche Aufmerksamkeit für die Unternehmensnachfolge wächst. Nun heisst es dranbleiben, um die angemessene gesellschaftliche, volkswirtschaftliche und politische Relevanz für die Nachfolge zu erreichen. Deshalb hat die Nachfolgebus Tour 2020 diverse Neuerungen an Bord: digitale Expertengespräche, das gemeinsam mit dem ORGANISATOR produzierte Nachfolgemagazin, den Nachfolge-Tag sowie den Phoenix Award.
Weitere Informationen: www.nachfolgebus.ch