Sprachliche Vielfalt als Chance nutzen

Nach einer corona-bedingten Pause fand am 16. September 2020 erstmals wieder ein SKO LeaderCircle statt. Das Thema lautete «Sprachen- und Kulturvielfalt in der Schweiz – was wir voneinander lernen können». Die vier Talkgäste stellten klar, wie wertvoll die Mehrsprachigkeit unseres Landes ist, auch für die Wirtschaft.

Podiumsdiskussion am SKO LeaderCircle vom 16. September 2020 über die sprachliche Vielfalt der Schweiz: Moderator Stefan Barmettler (ganz links) im Gespräch mit Bakel Walden, Corina Casanova, Virginie Borel und Antoinette Hunziker-Ebneter (v.l.n.r.). (Bild: Thomas Berner)

Die Schweiz funktioniere mehr als eine Zweck- denn als eine Willensnation: Mit dieser oft zitierten These führte SKO-Geschäftsführer Jürg Eggenberger in die Feierabend-Veranstaltung im SIX Convention Point in Zürich ein. Oft würden die vier Landessprachen in der Schweiz mehr nebeneinander als miteinander wahrgenommen. Ist dem wirklich so? Und inwieweit ist die kulturelle und sprachliche Vielfalt der Schweiz auch ein Führungsthema in Unternehmen?

Sprachen lernen, um wirtschaftlich weiterzukommen

Auf diese Fragen gingen nacheinander die vier Talk-Gäste ein – interviewt durch Stefan Barmettler, Chefredaktor der Handelszeitung. Alt-Bundeskanzlerin Corina Casanova, aufgewachsen im rätoromanisch sprechenden Unterengadin, berichtete u.a. von ihrer Erfahrung, wie sie nach ihrer Muttersprache sehr schnell auch die deutsche Sprache erlernen musste. «Wir müssen andere Sprachen lernen, um wirtschaftlich weiterzukommen», so Casanova. Sie sieht die Sprachen- und Kulturvielfalt als Kitt für unsere Gesellschaft und appelliert an Kaderleute, sich auch für andere Sprachen zu sensibilisieren und offen für jeweils andere Kulturen zu sein.

Sprachliche Vielfalt in die Praxis umsetzen

Virginie Borel, Leiterin Forum Zweisprachigkeit aus Biel, der einzigen offiziell zweisprachigen Stadt der Schweiz, ermunterte die Führungskräfte ebenfalls, die Sprachkompetenzen der Mitarbeitenden besser zu kennen. «Lieber mit Fehlern in einer Fremdsprache kommunizieren als fehlerfrei schweigen», so ihr Aufruf ans Publikum. Die eigene Sprachkompetenz werde zu oft unterschätzt.

Etwas, was Antoinette Hunziker-Ebneter, CEO Forma Futura Invest AG und Verwaltungsratspräsidentin der Berner Kantonalbank BEKB, ebenfalls unterstreichen konnte. Zweisprachigkeit (deutsch und französisch) sei dort zentral. Es schmerze sie jedes Mal, wenn Banker aus Zürich und Banker aus Genf sich letztlich auf Englisch unterhalten, räumte sie ein.

Die SRG als sprachliches Abbild der Schweiz?

Bakel Walden schliesslich, Direktor Entwicklung und Angebot bei der SRG, berichtete darüber, wie das Schweizer Radio und Fernsehen den Auftrag, alle Landessprachen mit Sendungen abzudecken, wahrnimmt. Die sprachliche Vielfalt bei der SRG werde immer wichtiger, so Walden. Sozusagen sei der frühere SRG-Claim «idée suisse» durchaus wörtlich zu nehmen. Mit dem Projekt «Play Suisse», einer Streaming-Plattform, die im November 2020 gestartet werden soll, will man erreichen, dass mehr Austausch zwischen den Sprachregionen stattfindet. So werden dort – dank fortschrittlicher digitaler Technologie – fremdsprachige Sendungen mit Untertiteln zu sehen sein.

Sprachen als integrierendes Element – und ein Bildungsauftrag

In der anschliessenden Podiumsdiskussion wurde nochmals betont, wie wichtig unsere Vielsprachigkeit sei. «Migranten haben uns gezeigt, wie schnelles Anpassen geht», so Virginie Borel. Das Sprachpotenzial von Migranten könnten auch KMU noch viel besser nutzen, ergänzte sie. Bakel Walden stellt hingegen fest, dass bei der jüngeren Generation die englische Sprachkompetenz höher sei als jene für eine andere Landessprache. Vielleicht müsste diesbezüglich mehr Gegensteuer gegeben werden. Ein Auftrag an das Bildungswesen, wie auch aus ein paar Publikumsvoten offenbar wurde: Weshalb also nicht den Austausch von Schülern und Lehrkräften zwischen den Sprachregionen verstärken?

Weitere Informationen zu SKO-Veranstaltungen: www.sko.ch

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