Der Schweizer Arbeitsmarkt mit Blick über die Landesgrenzen
Worauf die Schweizerinnen und Schweizer im Berufsleben Wert legen, wie, wo und wann sie arbeiten möchten und wie sie die Stimmung am Arbeitsmarkt wahrnehmen, zeigt der Arbeitsmarkt-Kompass des Online Research Instituts Marketagent Schweiz AG. Ein Blick über die heimischen Landesgrenzen hinweg gibt ferner Aufschluss darüber, wie Arbeitnehmer/-innen aus den beiden Nachbarnationen Deutschland und Österreich ihre Arbeitswelt gestalten möchten.
Dass sich der Arbeitsmarkt im Wandel befindet und Arbeitgeber*innen gefordert sind, mit neuen Arbeitsmodellen aufzuwarten, um den gestiegenen Ansprüchen der Arbeitnehmerschaft zu begegnen, hat mittlerweile kaum noch Neuigkeitswert. Aber wo genau ansetzen? Hierzu will der Arbeitsmarkt-Kompass von Marketagent Antworten liefern. Seit Beginn des Jahres befragt das digitale Markt- und Meinungsforschungsinstitut Arbeitnehmer/-innen aus der Schweiz zur aktuellen Stimmung am Arbeitsmarkt und nimmt dabei nicht nur heimische Erwerbstätige unter die Lupe, sondern zeigt die Präferenzen aus der gesamten D-A-CH-Region auf. In Summe geben 3.737 Arbeitnehmer/-innen aus dem 1. Halbjahr 2024 Einblick, wo die Prioritäten in ihrem Berufsleben liegen und welche Rolle die viel zitierten Schlagwörter „Work-Life-Balance“, „Home Office“ oder die „4-Tage-Woche“ tatsächlich in ihrem Wunsch-Szenario spielen.
Die Formel für den Traumjob
Ein gutes Gehalt, flexible Arbeitszeiten fernab von Vollzeit, umfangreiches Home Office… So in etwa könnte er klingen, der perfekte Job. Dass die Prioritäten unter den Arbeitnehmenden in der Realität facettenreicher sind als die genannten Plattitüden, legen die aktuellen Daten nahe. Spielt eine faire Bezahlung im Job eine wesentliche Rolle? Ja – in der Schweiz und in Österreich sogar eine deutlich höhere, als in Deutschland (Schweiz: 67% vs. Österreich: 65% vs. Deutschland: 59%). Ebenso würde sich ein nicht zu vernachlässigender Teil über ein flexibles Arbeitszeitmodell freuen, wobei hier insbesondere die Schweizer/-innen mit 47% hervorpreschen (vs. 42% in Deutschland und 39% in Österreich). Doch: „Ein erfüllter Arbeitsalltag ist vielschichtig. Neben einem ansprechenden Gehalt entpuppen sich ein gutes Arbeitsklima, flexible Arbeitszeiten, Sicherheit im Job sowie Wertschätzung als wesentliche Treiber bei der Jobsuche und lassen vermeintlich ausschlaggebende Rahmenbedingungen wie die Möglichkeit zu Home Office oder zur vieldiskutierten 4-Tage-Woche am Ende des Tages weit hinter sich.“ betont Thomas Schwabl, Gründer der Marketagent Schweiz AG. „Arbeitgeber/-innen sind im Sinne der Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit daher dazu aufgerufen, den so wichtigen Spagat zwischen attraktiven Eckpfeilern und diesen wesentlichen Wohlfühlaspekten zu meistern.“
Prioritäten bei der Jobsuche* |
D |
AT |
CH |
|
Gutes Gehalt / Faire Bezahlung |
58,6% |
65,2% |
67,3% |
|
Gutes Arbeitsklima |
52,4% |
55,9% |
62,5% |
|
Jobsicherheit |
44,6% |
38,8% |
35,3% |
|
Flexible Arbeitszeiten |
41,9% |
39,1% |
47,3% |
|
Wertschätzung |
40,7% |
40,6% |
37,1% |
|
Vollzeit-Gehalt bei weniger Stunden |
28,8% |
23,7% |
20,7% |
|
Möglichkeit zum Home Office |
27,8% |
22,9% |
28,0% |
|
Möglichkeit zur 4-Tage-Woche |
25,1% |
28,1% |
24,4% |
|
Kein All-In Vertrag |
15,0% |
19,1% |
11,2% |
|
Flache Hierarchien |
14,7% |
10,0% |
13,4% |
|
*Top 10 I D: n = 326, AT: n = 2.773, CH: n = 638 II Mehrfach-Nennung möglich
Shift already happened
Der Arbeitsmarkt hat in den vergangenen Jahren eine spürbar neue Dynamik bekommen. Immer wieder wird die öffentliche Diskussion um eine Verkürzung der Arbeitszeit angeheizt, und das nicht ganz ohne Grund. Immerhin würden sich die Schweizer/-innen im Schnitt ein Arbeitsvolumen von 34,5 Stunden wünschen. „40-Stunden-Woche adé“ heisst es aber nicht nur in der Schweiz, sondern ebenso in den beiden Nachbarnationen. Während die Österreicher/-innen ein Arbeitspensum von 33,5 Stunden präferieren würden, erreicht der Schnitt bei den Deutschen mit einer Wunsch-Dienstzeit von 31,7 Stunden das niedrigste Niveau im Drei-Länder-Vergleich. Sofern es ihr Job erlaubt, würden sie davon rund 41% von zu Hause aus arbeiten. Höher ist der bevorzugte Remote-Work-Anteil lediglich in der Schweiz mit 44% (vs. 37% in Österreich).
Ferner wird die Work-Life-Balance in der heutigen schnelllebigen Arbeitswelt immer mehr zu einem zentralen Thema. Vor die direkte Wahl gestellt, gibt die Mehrheit der Schweizer Befragten der Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf (78%) klar den Vorzug gegenüber der Karriere (22%). Work-Life-Balance ist somit nicht nur ein modisches Schlagwort, sondern ein fundamentaler Aspekt der modernen Arbeitskultur. Für Arbeitgeber/-innen gilt es daher, eine solche Balance zu ermöglichen, ohne die betrieblichen Ziele zu gefährden.
Hohe Zufriedenheit feit nicht vor Jobwechsel
Ein Blick auf die Zufriedenheitswerte im aktuellen Job lässt Arbeitgeber/-innen vermeintlich durchatmen. Immerhin geben 78% der Schweizer Erwerbstätigen an, in ihrem Beruf sehr oder eher zufrieden zu sein. In Österreich und Deutschland ist der Wert mit 83% bzw. 79% sogar noch etwas höher ausgeprägt. Dass sich Unternehmer/-innen darauf allerdings nicht ausruhen können und der Wettbewerb um die talentiertesten Köpfe weiterhin hoch bleibt, zeigt die hohe Wechselbereitschaft unter den Arbeitnehmenden. In der Schweiz verspüren sage und schreibe 41% den Wunsch nach einer beruflichen Veränderung und das, obwohl sie ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt mit 45% weit weniger positiv wahrnehmen, als die Deutschen (67%) und die Österreicher/-innen (64%). Mit ein Grund dürfte aber der beachtliche Gehaltssprung sein, den sie sich mit einem neuen Job erwarten und den sie mit 31% beziffern (vs. 28% in Österreich und 25% in Deutschland). Der War for Talents ist also längst nicht entschieden und es gelte weiterhin, die richtigen Anreize zu setzen, betont der Arbeitsmarkt-Kompass.
Quelle: Marketagent Schweiz