Das Online-Bewerbungsgespräch: Wie überzeuge ich am Bildschirm?
Das Medium Video nimmt seit einiger Zeit in Bewerbungsprozessen an Bedeutung zu, und seit dem Corona-Lockdown experimentieren einige Unternehmen auch mit dem Einsatz von Videokonferenzen in Vorstellungsgesprächen. Was ist beim Online-Bewerbungsgespräch zu beachten? Experte Matthias Mölleney gibt Tipps.
Dass Meetings online per Zoom, Skype oder Teams durchgeführt werden, daran haben wir uns in den letzten Wochen gewöhnt, aber wie funktioniert es in Bewerberinterviews? Meine 7 einfachen Praxistipps, wie das Online-Bewerbungsgespräch ein Erfolg wird:
Tipp 1: Die Bühne einrichten
Zunächst einmal muss ich mir als Bewerber klarmachen, dass die Interviewer nur einen Ausschnitt meiner Person und des Raumes sehen kann, den dafür aber sehr intensiv, und dass ich diesen Ausschnitt gestalten kann. Ich würde einen Raum und einen Hintergrund wählen, der meiner Persönlichkeit und dem, wie ich wahrgenommen werden möchte, entspricht. Auch wenn es technisch möglich ist, würde ich aber auf künstliche Hintergründe, wie sie von Zoom & Co angeboten werden, verzichten. Es könnte der Eindruck entstehen, ich wolle etwas verbergen.
Tipp 2: Lichter ausrichten
Ganz entscheidend ist auch die Beleuchtung vor allem meines Gesichts. Zu grelles Licht ist dabei ebenso ungünstig, wie Licht von hinten, z.B. vor einem Fenster, das mich im Video sehr dunkel erscheinen lässt. Die Kleidung würde ich so wählen, wie sie nach meiner Einschätzung zur Firma und der möglichen Stelle passt und wie ich sie auch bei einem realen Vorstellungsgespräch tragen würde.
Tipp 3: Schau mir in die Augen
Besonders schwierig ist der Blickkontakt. In einem «normalen» Gespräch ist es einfach, dem Gegenüber freundlich in die Augen zu schauen, aber in einer Videokonferenz sind die «Augen» des Gegenüber die Kamera neben meinem Bildschirm und nicht die Augen, die ich im Video sehe. Es kommt also darauf an, nicht das Bild des Interviewers auf meinem Bildschirm anzuschauen, sondern die Kamera, die mich aufnimmt. Es wirkt auf mein Gegenüber irritierend, wenn ich woanders hinschaue als in die Kamera.
Tipp 4: Übung macht den Meister
Das ist wirklich nicht einfach, vor allem dann, wenn der Interviewer eine Frage stellt und ich dann intuitiv das Bild anschaue und nicht die Kamera. Man sollte deswegen die Unterhaltung mit dem Blick in die Kamera unbedingt üben, bevor man mit einem solchen Instrument arbeitet. Hilfreich ist auch, soweit das möglich ist, die Galerieansicht zu verwenden, bei der die Bilder aller Teilnehmer als kleine Fenster dargestellt werden, und dann das kleine Bild des Interviewers auf meinem Bildschirm möglichst nahe neben die Kamera zu verschieben – dann fällt es weniger auf, wenn ich mal nicht direkt in die Kamera, sondern doch auf die Bild des Interviewers schaue.
Tipp 5: Richtig spicken
Auch kleine Post-its, auf denen ich wichtige Fragen oder Informationen notiert habe, würde ich mir auf meinem Bildschirm möglichst nahe bei der Kamera aufkleben, damit es den Interviewer nicht irritiert, wenn ich mal rasch auf diesen Spick-Zetteln nachschaue, was ich noch alles sagen oder fragen wollte.
Tipp 6: Bitte nicht stören
Generell ist es sehr nützlich sich bereits vor dem Gespräch zu informieren, welche Videokonferenz-Lösung eingesetzt wird und sich dann mit dieser Lösung vorher vertraut zu machen. Es gibt dazu jeweils eine Menge geeigneter Online-Tutorials. Dass man mögliche Störungsquellen im Raum vermeiden sollte, versteht sich von selbst, aber auch die elektronischen Störquellen, wie vibrierende Smartphones oder eingehende Emails und Chatnachrichten, sollten vor dem Gespräch abgeschaltet sein, um Ablenkungen zu vermeiden.
Tipp 7: Sei authentisch und viel Glück beim Online-Bewerbungsgespräch
Ansonsten gelten bei einem Online-Bewerbungsgespräch natürlich die gleichen Regeln wie in einem «normalen» Vorstellungsgespräch, d.h. natürlich und kompetent wirken, gut vorbereitet sein und ein klares Bild von sich und seinen Fähigkeiten präsentieren können. Und genauso wie in einem persönlichen Vorstellungsgespräch braucht es immer auch das berühmte Quäntchen Glück, dass der persönliche Fit zur Aufgabe, zum Team und zum Unternehmen passt.
Autor
Matthias Mölleney ist Leiter Center for Human Resources Management & Leadership an der HWZ.