Neugründungen in der Schweiz: 1. Halbjahr und internationaler vergleich

Im ersten Halbjahr im Jahr 2024 wurden in der Schweiz 27’109 Neugründungen verzeichnet. Das ist ein Wachstum von +2.1% gegenüber der Vorjahresperiode. Das zeigt die IFJ Studie «Nationale Analyse Schweizer Firmengründungen 1. Halbjahr 2024». Im Rahmen der Studie wurde zudem, basierend auf den Zahlen des Jahres 2023, analysiert, wie es um die Schweizer Gründungsaktivität im Vergleich zu den Nachbarländern steht.

Analyse und Grafik: IFJ; Quellen vgl. Seite 3. (Bild: www.ifj.ch)

Die Anzahl Neugründungen des ersten Halbjahres 2024 stimmen positiv. Mit 27’109 Firmengründungen wurde ein Wachstum von +2.1% im Vergleich zum Vorjahr registriert. Das entspricht einem Durschnitt von 149 Firmen täglich. Der Trend zur Selbständigkeit ist noch immer stark spürbar. Und dies aus guten Gründen: Die Schweiz als Wirtschaftsstandort ist u.a. aufgrund seiner guten Infrastruktur und staatlichen Förderungsprogrammen sowie der tiefen Unternehmenssteuern attraktiv für Gründer/innen. Innovation wird gefördert, das bestätigt auch der Global Innovation Index. Im Jahr 2023 hat die Schweiz zum 13. Mal den ersten Platz belegt. Die Schweiz verfügt über eine qualitativ hochstehende Technologie-Startup Szene und die nationale Entwicklung stimmt positiv. “Ein erneuter Schweizer Gründungsrekord im Jahr 2024 ist demnach nicht auszuschliessen”, bestätigt auch der Co-Geschäftsführer des IFJ, Simon May.

Die Schweiz im internationalen Vergleich zu ihren Nachbarländern

Richtet man den Blick über die Grenzen auf die Nachbarländer, zeigt sich für Viele ein erstaunliches und noch nicht bekanntes Bild. Die Schweiz hinkt bei der Anzahl Firmengründungen pro 1’000 Einwohner/innen hinterher und belegt mit 5.8 vor Österreich und Italien den drittletzten Platz der untersuchten Länder. Als Gewinner geht Liechtenstein mit 28.73 Firmen pro 1’000 Einwohner/innen hervor. Die Gründe welche zu diesem Ranking führen sind mannigfaltig: Von strukturellen Unterschieden, finanziellen Anreizen, Eintragungspflicht, Bürokratie bis zu staatlichen Förderprogrammen. Eine weitere Herausforderung für die Anzahl Firmengründungen in der Schweiz sind der nationale und internationale hohe Wettbewerbsdruck. Der Schweizer Markt ist im Vergleich klein, mehrsprachig und hart umkämpft durch etablierte Unternehmen mit starken Positionierungen. Weiter ist zu beachten, dass die Statistik auf die Neueintragungen fokussiert und dies keine Bewertung zur Nachhaltigkeit der Unternehmen beinhaltet; in der Schweiz ist die Überlebensrate von Unternehmen relativ hoch, was oft nicht bekannt ist.

Internationaler Vergleich im Detail

In der nachfolgenden Übersicht werden die genauen Zahlen der Berechnungsgrundlage aufgeführt. Die Recherche bezieht sich auf nationale Institutionen, Medien und Ämter für Statistik der jeweiligen Länder.

Schweizerisches Handelsamtsblatt SHAB, BFS | Bericht des Landtages 2023, Amt für Statistik Liechtenstein | WKO Wirtschaftskammer Österreich, Statistik Austria | Insee Institut national de la statistique et des études économiques | Il Sole 24 Ore, Istat Instituto Nazionale di Statistica | Statistisches Bundesamt (Destatis), Statistisches Bundesamt (GENESIS Destatis); Analyse und Grafik: IFJ Institut für Jungunternehmen AG; Zeitraum: 01.01.2023 bis 31.12.2023. (Bild: www.ifj.ch)

Neugründungen in der Schweiz auf Rekordhöhe

Im internationalen Vergleich stimmen die aktuellen Neugründungszahlen in der Schweiz positiv und wiederspiegeln die aktuellen guten wirtschaftlichen Entwicklungen (u.a. tiefe Inflation, tiefe Arbeitslosenzahlen, positive Konjunktur). Der 10-Jahres-Trend Schweizer Firmengründungen zeigt klar nach oben.

Die nationale Analyse des IFJ zeigt, wie sich die Firmengründungen in den Schweizer Kantonen und Branchen im ersten Halbjahr 2024 verändert haben:

Gründungs-Wachstum in fast allen Regionen

Im ersten Halbjahr 2024 sind die Südwestschweiz (+5.4%), die Ostschweiz (+2.8%), die Zentralschweiz (+2.7%) und die Nordwestschweiz (+1.4%) die Grossregionen mit dem stärksten Zuwachs. Nur ein knappes Wachstum ist in der Region Zürich (+1.1%) festzustellen. Ein leichter Rückgang ist in der Region Espace Mittelland (-0.4%) und im Tessin (-1.6%) festzustellen.

Schweizerisches Handelsamtsblatt SHAB; Analyse und Grafik: IFJ Institut für Jungunternehmen AG Zeitraum: 01.01.2024 bis 30.06.2024 gegenüber der Vorjahresperiode. (Bild: www.ifj.ch)

Kantone im Gründungshoch

In 16 Kantonen konnte die Anzahl Neugründungen in den ersten sechs Monaten 2024 gegenüber der Vorjahresperiode gesteigert werden. Dies sind aktuell die Kantone mit einem Wachstum an Schweizer Firmengründungen: Appenzell Ausserrhoden (+17.4%), Appenzell Innerrhoden (+14.8%), Waadt (+12.8%), Uri (+10.4%), Wallis (+8.6%), Glarus (+6.4%), Zug (+6.2%), Thurgau (+4.8%), St. Gallen (+4.1%), Aargau (+2.9%), Schwyz (+1.1%), Zürich (+1.1%), Obwalden (+1.0%), Neuenburg (+0.9%), Freiburg (+0.7%) und Basel-Stadt (+0.3%).

In diesen Kantonen wird aktuell weniger gegründet

Die Kantone mit nur leichten prozentualen Einbussen sind Luzern (-0.5%), Jura (-0.5%), Bern (-0.6%), Nidwalden (-1.2%), Graubünden (-1.3%), Basel-Landschaft (-1.3%), Tessin (-1.6%), Solothurn (-2.1%) und Genf (-5.1%). Der stärkste prozentuale Rückgang an Firmengründungen wurde im Handelsregisteramts des Kanton Schaffhausen (-15.1%) registriert.

Rechtsformen im Vergleich

In der Schweiz ist die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) die beliebteste Rechtsform, wenn es um die Gründung einer neuen Firma geht. Insgesamt 10’673 (+2.7%) neue GmbH wurden im ersten Halbjahr 2024 eingetragen. Überraschend hoch ist der Anstieg an neu gegründeten Einzelfirmen, welche mit 9’489 Neueinträgen ein Wachstum von 3.2% im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 verzeichnen. Ein Rückgang von -2.5% ist bei den Kollektivgesellschaften festzustellen.

Schweizerisches Handelsamtsblatt SHAB; Analyse und Grafik: IFJ Institut für Jungunternehmen AG Zeitraum: 01.01.2024 bis 30.06.2024 gegenüber der Vorjahresperiode. (Bild: www.ifj.ch)

Vergleich der letzten 10 Halbjahre

Das 1. Halbjahr 2024 zeigt wieder einen Anstieg und setzt einen positiven Trend für das laufende Jahr. Im Durchschnitt wurden in den letzten 10 Jahren 23’142 neue Firmen pro erstes Halbjahr eingetragen. Das 1. Halbjahr 2024 verzeichnet mit 27’109 Neugründungen das höchste Niveau und liegt mit +17.1% signifikant höher als der Durchschnitt der letzten 10 ersten Halbjahre.

Neugründungen nach Branchen

Zu den top Wachstumsbranchen im laufenden Jahr gehören Hightech (+61.1%), Architektur & Ingenieurwesen (+33.9%) sowie Marketing & Kommunikation (+30.9%). Die höchsten prozentualen Rückgänge verzeichnen die Branchen Grosshandel (-19.4%), Gesundheitswesen (-19.5%) sowie Druck & Verlag (-36.0%). Am meisten Firmen werden in den Branchen Handwerk, Beratung, Immobilienwesen und im Detailhandel gegründet.

Die Schweiz ist und bleibt attraktiv für Gründer/innen

Trotz globaler Herausforderungen und wirtschaftlicher Unsicherheiten verzeichnet die Schweiz im ersten Halbjahr 2024 eine positive Entwicklung bei der Anzahl neuer Firmengründungen. Und bestätigt damit weiterhin ihre Attraktivität als Wirtschaftsstandort für Gründer/innen und Startups. Der internationale Vergleich zeigt auf, dass das Thema der selbständigen Erwerbstätigkeit wichtiger geworden ist und es heute dafür viel Anerkennung gibt. Mit dem Aufwärtstrend bei den Neugründungen ist die Schweiz auf bestem Weg.

Simon May, Co-Geschäftsführer des IFJ dazu: «Der erstmalige Vergleich mit den an die Schweiz angrenzenden Ländern zeigt, dass bei der Anzahl Firmengründungen durchaus noch Potential vorhanden ist. Gepaart mit den positiven wirtschaftlichen Entwicklungen, dem global führenden Innovationsplatz, unserer offenen Volkswirtschaft, der guten Infrastruktur, einem starken Bildungssystem, attraktiven Steuern und unserem stabilen politischen System ist die Schweiz mehr denn je ein attraktiver Standort, um seine unternehmerischen Ideen und Träume mit einer eigenen Firma umzusetzen.

Die Zusammenarbeit zwischen der öffentlichen Hand und Wirtschaftsakteuren ist enorm wichtig, um das Unternehmertum weiterhin zu unterstützen und das Wachstum der Gründer/innen-Szene langfristig zu fördern. Denn Unternehmensgründungen spielen eine wichtige Rolle bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze und tragen zur wirtschaftlichen Vielfalt und Widerstandsfähigkeit bei. Durch die Förderung des Unternehmertums wird die Schweiz auch in Zukunft eine treibende Kraft für wirtschaftliches Wachstum und technologischen Fortschritt sein.»

Quelle: www.ifj.ch

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