Einkaufen im Laden oder online: Was sagt die Klimabilanz?

Bis zu 75 Prozent der Treibhausgas-Emissionen im Lebenszyklus eines Produkts entstehen bereits bei der Herstellung. Der Anteil von Handel und Transport beträgt nur zwischen einem und zehn Prozent an den Gesamtemissionen, wie eine Studie zeigt. Für die Klimabilanz ist also nicht so entscheidend, ob man online oder im Geschäft einkauft. Die grösste Stellschraube für den ökologischen Einkauf sind langlebige Produkte, die umweltfreundlich hergestellt sind.

Online-Handel
Treibhausgasemissionen im Lebenszyklus von Produkten.
Quelle: Umweltbundesamt

Die Studie «Die Ökologisierung des Online-Handels» im Auftrag des Umweltbundesamt (UBA) in Deutschland hat sich mit den Treibhausgasemissionen des Online-Handels beschäftigt. Sie vergleicht unterschiedliche Einkaufvarianten – stationär und online. Eine Einkaufsfahrt von 5 km im eigenen Auto zum Beispiel erzeugt 600 bis 1100 g CO2, während die Einkaufsfahrt mit dem Fahrrad 0 g CO2 emittiert. Für eine Lieferung per Onlinedienst fallen im Schnitt zwischen 200 und 400 g CO2 an. Die im Vergleich zur Fahrt im eigenen Auto geringeren Emissionen liegen u.a. an der besseren Fahrzeugauslastung, der effizienten Gestaltung der Lieferrouten und dem zunehmenden Einsatz von Elektrofahrzeugen. Die wichtigsten Klimaschutz-Stellschrauben im stationären Handel sind die Energieverbräuche vor Ort und die Wahl des Verkehrsmittels der Kundinnen und Kunden. Umweltbelastende Faktoren im Online-Handel sind dafür die Versandverpackungsabfälle und der Lieferabschnitt bis zur Haustür, die so genannte «letzte Meile».

Fehlende Umweltinformationen im Online-Handel

Eine weitere UBA-Studie («Förderung des nachhaltigen Konsums durch digitale Produktinformationen») zeigt, dass Umweltsiegel im Online-Handel bisher nur unzureichend abgebildet werden. Auch Informationen zu Reparierbarkeit und Verfügbarkeit von Updates sind demnach meistens nicht vorhanden. Diese Eigenschaften spielen – anders als der Preis oder das Design – bei der Kaufentscheidung deshalb oft nur eine untergeordnete Rolle, wie das UBA schreibt. Eine Ausnahme sei die Energieverbrauchskennzeichnung, da sie gesetzlich vorgeschrieben sei. Das UBA empfiehlt deshalb, eine Aussagepflicht zur Herstellergarantie sowie Kenngrössen zur durchschnittlichen Lebensdauer der Produkte einzuführen. Bestehende Siegel wie das EU-Ecolabel oder der Blaue Engel sollten direkt bei den Produktinfos angezeigt werden, diese Informationen ausserdem in Preisvergleichs- und Verkaufsplattformen integriert werden.

Problem Verpackungsabfall

Mehr Umweltschutz sei auch bei den Versandverpackungen möglich. Viele Produkte würden sich zum Beispiel ohne Schaden in der Originalverpackung – ohne zusätzliche Versandverpackung – versenden lassen werden.

Mehrwegverpackungen, die von den Kundinnen und Kunden leer zurückgeschickt werden, seien ebenfalls sinnvoll. Insgesamt liessen sich der Studie zufolge bei den Versandhandelsverpackungen pro Jahr zwischen 180’000 und 370’000 Tonnen Verpackungsabfall einsparen. Dies entspreche einer Reduktion um 22 bis 45 Prozent. Im Bereich Logistik berge der Einsatz von Elektrofahrzeugen oder Fahrrädern zur Auslieferung grosse Potenziale, ausserdem auch die Nutzung von Packstationen für eine effiziente Zustellung, so das UBA. Auch die Verbraucherinnen und Verbraucher könnten ihre Umweltbilanz verbessern, indem sie umweltfreundliche Produkte kaufen, beim Online-Einkauf häufige Retouren vermeiden und gezielt Mehrwegsysteme oder den Verzicht auf Versandverpackung nachfragen. «Es muss nicht immer der Neukauf sein. Oft sind gute gebrauchte Geräte oder eine Leihe oder Miete eine gute Alternative – vor allem bei Produkten, die man ohnehin selten nutzt wie Bohrmaschine, Rasenmäher oder Heckenschere. Auch die Reparatur scheinbar defekter Haushaltsgeräte kann den Neukauf oft vermeiden», so UBA-Präsident  Dirk Messner.

Weitere Informationen: Die vorliegenden Daten sind erste Ergebnisse des Forschungsvorhabens «Ökologisierung des Online-Handels». Die Angaben zu den CO2 bzw.  CO2e (CO2-Äquivalente)-Emissionen stammen aus diversen ökobilanziellen Studien und wurden im Projekt zusammengeführt und teilweise selbst berechnet, wie das UBA schreibt. Die Angaben zum Verpackungsabfall sind aus der GVM-Datenbank. Die Daten zu den umweltbezogenen Produktinformationen aus dem Bericht «Förderung des nachhaltigen Konsums durch digitale Produktinformationen» sind teilweise vom UBA erhoben oder stammen ebenfalls aus der im Bericht angegebenen Literatur.

Quelle: Umweltbundesamt

 

 

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